Die Aussegnung

Das Gebäude aus Stampflehm setzt einen besonderen Akzent; das Material wurde unverändert aus der Natur entnommen und entfaltet eine große Symbolkraft für den Kreislauf des Lebens – von der Erde sind wir genommen, zur Erde kehren wir zurück.

Den Lehmbau hat Martin Rauch aus Schlins in Vorarlberg gestaltet, der bereits zahlreiche sakrale und weltliche Räume aus diesem Material geschaffen hat. In Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Braunger Wörtz aus Blaustein entstand ein Raum, der in seiner Form und Materialität die Verbindung von Irdischem und Himmlischem erlebbar macht. Hier kreuzen sich Diesseitiges und Jenseitiges.

Auf den Eingangstoren verweist eine Inschrift auf diese beiden Dimensionen: Wie im Himmel, so auf Erden. Die Inschrift ist in den drei Sprachen der Schwestern von Reute verfasst – deutsch, portu-giesisch und indonesisch.

Der quadratische Innenraum wird akzentuiert von drei Oberlichtern, die den Raum in gedämpftes Licht tauchen. Der Blick wird nach oben, zum Licht hin, gelenkt. Die abgeschrägten Wände nehmen die Geste der Franziskusskulptur auf dem Friedhof auf, die ihre Arme weit nach oben hin ausbreitet.

In die Innenwände wurden Erden von den früheren Wirkungsorten der Schwestern eingearbeitet, gespendet von Kirchengemeinden aus dem ganzen württembergischen Raum sowie den Missions-stationen in Indonesien und Brasilien. Sie sind als dunkel abgesetzte Schichten erkennbar. So sind wir mit unseren früheren Wirkungsorten verbunden.

Im Zentrum des Raumes ist eine Bronzeplastik in den Lehmterrazzoboden eingelassen. Die Vorarl-berger Künstlerin Nicolé Mayer hat aus den Segens-zeichen verstorbener Schwestern, dem Tau, diese Bodenplatte neu gestaltet. Hier werden die verstorbenen Schwestern von ihren Vorgängerinnen symbolisch in Empfang genommen, bevor sie von den lebenden Schwestern zur letzten Ruhe geleitet werden.

Unter der Bodenplatte liegt eine Zeitkapsel, die 2022 bei der Grundsteinlegung in das Fundament des Gebäudes eingelassen wurde.

Architektur:

Braunger Wörtz-Architekten, Blaustein

 

Fachplaner:

IB Wischard (HLS), Ravensburg

IB Puscher (Elektro),  Schelklingen

 

Künstlerische Gestaltung:

Nicolé Mayer, Gaisau (Vorarlberg)

 

Lehmbau:

Lehm Ton Erde, Schliens (Vorarlberg)

Lehmbau Tim Langer, Heitersheim

Nominiert für den Architekturpreis des Deutschen Architekturmuseums 2026 (Longlist)