Im vergangenen Jahr stieß Annabel Munding im Internet auf ein Projekt des Fördervereins Klosterberg Reute e.V. Der Verein unterstützt die Neugestaltung des Klosterfriedhofs mit einer besonderen Idee. In der Mitte des Friedhofs soll ein begehbares Labyrinth entstehen. Auf den über 3300 Labyrinthsteinen werden, wenn alles fertig ist, die Namen und Professdaten aller Schwestern stehen, die jemals zur Gemeinschaft gehört haben und noch dazu gehören. Jeder kann Stifter werden und für 60 € einen Stein finanzieren.
Wie sehr die Schwestern das Leben in der Region früher prägten, wird anhand von Annabel Mundings eigener Familiengeschichte bewusst. Sie kommt aus einem kleinen Dorf bei Bad Saulgau. Braunenweiler hat 550 Einwohner. 1931 hatte Bürgermeister Julius Stützle die Idee, einen Kindergarten zu gründen. Der bürgerliche Rat nahm Kontakt mit dem Kloster Reute auf. Die Idee des rührigen Bürgermeisters ging weit über die des Kindergartens hinaus. Die Schwestern sollten für die Krankenpflege, den Handarbeitsunterricht und für das Waschen der „Kirchenwäsche“ zuständig sein. Sie sollten sich darum kümmern, dass Mädchen nach der Schule alles über das Nähen und den Haushalt lernten. Dafür baute die kleine Gemeinde ein eigenes Haus. Ab 1932 wurde das Schwesternhaus 10 Jahre lang von den Schwestern aus Reute geführt.
In der Dorfchronik von Braunenweiler findet sich ein Foto aus dem Jahr 1934. Darauf sind Schwester Nicandra, Oberin und Krankenschwester, und Schwester Odulia, „Kinderschwester“ und Handarbeitslehrerin, inmitten einer Schar von Kindern zu sehen. „Eines der Kinder ist Eduard Eisele, der Cousin meines Vaters“, berichtet Annabel Munding. Diese Geschichte zeigt, wie eng die Schwestern mit der Region und ihren Menschen verwoben waren und es heute noch sind. „Im Gedenken an Schwester Nicandra und Schwester Obdulia, die ich nie kennengelernt habe, die aber mit meiner Familienbiographie verwoben sind, habe ich mich entschlossen, einen Labyrinthstein zu spenden“. Er stehe, so Munding weiter, stellvertretend für alle Schwestern, die jemals zur Gemeinschaft gehört und mit ihrem Leben den Lebensweg vieler Menschen in der Region gekreuzt haben.
Bisher wurden nach Auskunft des Fördervereins Klosterberg Reute e.V. 125 Steine finanziert. Für 60 € können Privatpersonen, Vereine und Organisationen einen Stein finanzieren. Weitere Informationen zu diesem Förderprojekt auf www.klosterberg-reute.de, Seite „Förderverein“ sowie unter foerderverein@klosterberg-reute.de.